Ich finde es legitim, wenn eine Waldorfschule für zukünftige Anthroposophen da sein will, Meine Frage war: Passt die Schule auch für andere? Würden Sie dort von mir erwarten, dass ich die spirituellen und weltanschaulichen Ansichten Steiners teilte, dann wäre der Engelberg nichts für mein Kind. Nicht, weil ich die Anthroposophie ablehne – laut Rudolf Steiner die „wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt“. Mir ging es damals aber um Pädagogik, nicht um Weltanschauung.

Also bat ich den künftigen Klassenlehrer meines Sohnes um ein Gespräch. Er wollte wissen, wie wir unseren Sohn einschätzten. Wir sagten: Sehr lebhaft bis unruhig, neugierig, durch seine Misserfolge verunsichert. Keine Frage drehte sich um etwas anderes als Pädagogik. Zum Schluss sagte er: Das schaffen wir! Und mit wir meine ich: Wir.“

Diese Haltung wünsche ich mir von einem Lehrer. Bei Elternabenden sprach er durchaus von Steiners Ideen. Er sagte: „Das erkläre ich jetzt Ihnen, aber nicht den Kindern – wir machen das einfach so.“ Es ging auch da fast ausschließlich um Pädagogik. Manchmal allerdings auch weltanschauliche Fragen: Beispielsweise um die Geschichtsphilosophie Steiners, nach der die Frühgeschichte und Antike auf Christi Geburt zuläuft. Ich teile diese Sicht nicht, störe mich aber auch nicht daran. Der Lehrer verdrehte keine Fakten. Mittlerweile verstehe ich mehr von Anthroposophie. Immer noch ist mein Interesse begrenzt. Aber mir gefällt, dass hinter der Überzeugung, mit der die Lehrer auf Geist UND Körper UND Seele der Schülerinnen und Schüler achten, eine Haltung steht. Die Pädagogik soll die Kinder vor allem in ihrer natürlichen Entwicklung fördern, so dass sie ihre Talente fördern und Lebensfreude ausbilden können. Ich hatte keinen Moment das Gefühl, dass mein Sohn auf dem Engelberg zum Anthroposophen gemacht werden soll.